Wie alles begann:

 

 

DER ANLASS

 

Ausgangspunkt war die Idee, die Baumwiese seines Vaters mit Hilfe eines Traktors zu bewirtschaften.

Nach einigem Umhören fand man wenig später einen alten Kramer Traktor, der bei einem Neben­erwerbs­landwirt in Gruibingen schon einige Jahre in der Garage stand.

Da die Verkaufsverhandlungen im Freundes- und Bekanntenkreis nicht unbemerkt blieben, entschlossen sich

 

Peter Groeneweg

Gerhard Gölz 

Michael Gölz

Gerold Mikschy

Horst Ruf

Jochen Seeg 

Peter Zinser

 

den Traktor gemeinsam zu kaufen.

Im Winter 1986/87 holte man den Traktor nach Boll und überblickte erstmals den Zustand des Fahrzeuges.

Einige mechanische Teile und die gesamte Elektrik mussten ausgetauscht werden. Zur Erneuerung der elektrischen Anlage wurde Harald Polony hinzugezogen.

 

EIN GEDANKE REIFT HERAN

 

Auf der Suche nach einer tragbaren rechtlichen Lösung für das gemeinsame Eigentum reifte im Sommer 1987 der Gedanke einer Vereinsgründung.

Am 26.09.1987 fand die Gründungsversammlung statt. Dabei entstand ein erster Satzungs­entwurf und man gab sich den Namen "Schwungradfreunde Boll e.V."

Der Satzungsentwurf wurde dann beim Amtsgericht Göppingen mit dem Antrag auf Eintragung in das Vereinsregister eingereicht; die Eintragung erfolgte dann am 4. Dezember 1987.

 

WIE GING'S WEITER?

 

Mittlerweile können wir auf einen Mitgliederstamm von etwa 100 Mitgliedern und einen stattlichen, eigenen Fuhrpark blicken.

Im Vereinseigentum befinden sich unter anderem

 

Lanz, 25 PS,  Baujahr 1939

Kramer K12V, 12 PS, Baujahr 1951

Kramer K22, 22 PS, Baujahr 1950

 

sowie ein schwungradbetriebener Kompressor und diverse landwirtschaftliche Geräte, z.B. eine alte selbstfahrende Bandsäge.

Im Privatbesitz unserer Mitglieder befinden sich Traktoren von Allgaier, Bautz, Kramer und Lanz sowie mehrere Unimog´s, Motorräder, einige Stationärmotoren, eine Dampfmaschine und weitere Landmaschinen vergangener Epochen, die sich bei Vorführungen großer Beliebtheit erfreuen.

Unser MWM RH 24

Neuzugang bei den Schwungradfreunden Bad Boll e.V.

Wir haben unseren Maschinenpark um ein weiteres Schmuckstück vergrößern können. Aus einem Sägewerk im Schwarzwald konnten wir diesen wunderschönen Standmotor retten.

Der Motor an seinem Fundort.

Dabei handelt es sich um einen MWM RH 24 mit der Motornummer 22825. Der Motor aus dem Jahr 1925 schöpft aus fünf Litern Hubraum stolze 15 PS bei 550 Umdrehungen.

Dieser Motor tat hier jahrelang gute Dienste. Da jedoch im 2. Weltkrieg fast alle Männer zur Wehrmacht eingezogen wurden, kam es im strengen Winter von 1943 wie es kommen musste. Keiner kümmerte sich um den Motor und das Kühlwasser fror ein. Dadurch platze der Zylinder großflächig auf und auch der Zylinderkopf wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Als die Männer aus dem Krieg heimkehrten, konnte der Motor nicht wieder in Gang gesetzt werden und wurde deshalb durch den im Vordergrund sichtbaren Elektromotor ersetzt. So fristete der Motor nun sein Dasein in dem Anbau und geriet fast in Vergessenheit. Nur durch Zufall wurden wir auf dieses Schmuckstück aufmerksam und beschlossen nach einer ersten Besichtigung, dieser Motor gehört gerettet und soll nicht auf dem Schrottplatz enden.

Der Ausbau erwies sich jedoch als nicht so einfach, da der Raum nach oben doch sehr begrenzt war und so ein Herausheben des Motors aus seinem Sockel nicht in Frage kam. Also wurde mit T-Trägern und Stahlstützen vor Ort eine Konstruktion angefertigt, mit der wir den Motor zumindest um 20 cm aus seinem Fundament herausheben und dann seitlich verschieben konnten.

Anschließend begannen wir mit dem Abtragen des Sockels. Dieses Unterfangen sollte uns aber noch vor ungeahnte Schwierigkeiten stellen, da der Betonsockel sehr hart war. Nach einer Stunde unermüdlichen Arbeitens aller konnte kein wirklicher Fortschritt vermeldet werden. Wie wir von dem Besitzer erfuhren, wurden zu der Zeit, als der Motor eingebaut wurde, in der näheren Umgebung diverse Brücken und Talsperren errichtet, so dass den Bauleuten wohl genügend Zement zur Verfügung gestanden haben muss. 

Freilegung des Motors mit schwerem Gerät und schweißtreibender Arbeit.

Nach einer Stärkung ging es mit vereinten Kräften weiter und so konnte nach und nach immer mehr freigelegt werden. Nach drei Stunden endlich hieß es "Er hängt frei". Die anschließende Bergung und Verladung war dann eigentlich ein Kinderspiel und die Heimreise konnte noch bei Tageslicht angetreten werden. Zuhause angekommen wurde der Motor abgeladen und trocken untergestellt. Bei einem (wohlverdienten) Feierabend-Bier wurden dann die nächsten Schritte besprochen und festgelegt.

Zunächst wurde er mittels Schwerlastrollen auf eine bewegliche Basis gestellt und äußerlich grob gereinigt und konserviert. So stand er dann einige Zeit mehr oder weniger unbeachtet in unserer Werkstatt. Es wurden Unterlagen zu dem Motor besorgt und an so manchem Werkstattabend heftig über die Vorgehensweise diskutiert, zumal sich erst nach dem Ausbau aus dem Sägewerk das ganze Ausmaß des Frostschadens zeigte.

Eines Abends dann kam der große Moment: Die Restauration begann!

Sorgfältig wurden die oberen Anbauteile entfernt und der Zylinderkopf abgebaut. Zu unser aller Freude sah es darunter gar nicht so schlecht aus, einzig die Kolbenlaufbahn war etwas eingelaufen. Dies führte allerdings dazu, dass sich der Kolben nicht nach oben ausbauen lies, sondern zunächst der Zylinder abgebaut werden musste, bevor auch der Kolben samt Pleuelstange auf der Werkbank seinen Platz fand.

Als nächstes wurde das alte, sich noch im Motor befindliche Öl abgelassen und der Motor von innen gereinigt. Auch bei dieser Aktion zeigte sich, dass er in einem wunderbaren Zustand ist. Es waren fast keine Ablagerungen und verkokte Bereiche vorhanden. Einzig die Nockenwelle war an einem Nocken stark eingelaufen, so dass nun auch die Nockenwelle ausgebaut werden musste.

Alle Teile, die aufzuarbeiten waren, nahm sich einer unserer Vereinskameraden mit, da wir in unserer Werkstatt nicht über die notwendigen Gerätschaften verfügen um solche Arbeiten durchzuführen. Er schweißte in einem aufwändigen Verfahren den Zylinder aus Guss, fertigte neue Ventilführungen an, schliff die Ventile samt den Ventilsitzen neu ein, fertigte einige Spezialwerkzeuge an, um noch am Zylinderkopf verblieben Anbauteile demontieren zu können und schweißte den Zylinderkopf. Der eingelaufene Nocken wurde aufgeschweißt und wieder in Form geschliffen und eine Rolle wurde neu angefertigt. Später soll der Motor auf einem Fahrgestell montiert werden und über eine Transmissionswelle verschiedene Geräte antreiben. Aber bis dahin ist es noch ein Stückchen.

Stolz nach getaner Arbeit. Im oberen Bereich des Motors ist der Frostschaden zu erkennen.